Silent Destruction - Begleitbüro SOUP

Die 4. Stadtbegehung in der Reihe der "Bahnsteigwanderungen" führte am 18.06.2016 ins sogenannte "Europa-Viertel" in Stuttgart, einem neu entstandenen Konglomerat aus Neubauten auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs. Besonders prominent tritt dort das neue Shoppingcenter 'Milaneo' mit 43000qm Einkaufsfläche in Erscheinung. Mein Beitrag zur Stadtbegehung (A1-Wanderung) bestand in einer Aktion auf dem Vorplatz des Centers, bei der ich zuvor eingekaufte Objekte aus den Billigabteilungen als Opferdarbringung zerstörte. Die Aktion war zudem eine Referenz auf die ab 2009 in unmittelbarer Nähe aufgefundenen Scherbenstücke des Dreilampenplatzes.

Schriftzug aus Trümmerstücken der Aktion "Silent Destruction". A1-Wanderung, Stuttgart 2016.

Ich wählte drei repräsentative Objekte aus den Billigabteilungen des Kaufhauses unter dem Kriterium guter Zerstörbarkeit und formaler Verschiedenartigkeit aus: 1 Sonnenbrille (1.50EUR), 1 Plastikweinglas (1.99EUR), 1 Keramik-Dekofrosch (4.95EUR).

"Der Zerstörer" Filzmatte, Druckknöpfe. 50 x 42 cm. 

Es war sehr ungewiss, wie die zahlreichen an diesem Tag auf dem Platz anwesenden Gruppen und Einzelpersonen, Passanten, Jugendlichen, Konsumenten unterschiedlichen Alters, die nicht zur Wandergruppe gehörten, auf die Aktion reagieren würden. Oder würde mich vielleicht ein Sicherheitsdienst bedrängen?

Innerhalb von Sekunden war ich umringt von Menschen, die voller Erwartung in gebührendem Abstand einen Halbkreis um mich bildeten. 

Sie hielten mich offenbar für einen Straßenclown, der irgendetwas Virtuoses oder Erstaunliches zum Besten geben würde, um danach ein wenig Geld einzusammeln. Dabei war es genau umgekehrt: Auf dem Boden lagen die Quittungsbelege über die für diese Aktion von mir nebenan eingekauften Sachen. Hier ging es um die Darbringung eines Opfers.

Der eigentliche Zerstörungsakt ging in aller Stille und gänzlich ohne Wut oder Hass vonstatten. 

Die Dinge, die eben noch da waren, verschwanden unter der Decke und den kräftigen Hammerschlägen.

Das war alles. Eine Frau sagte zu einem der Umstehenden: "Das kann ich auch." (Aktionsfotos: Harry Walter)