'Hirschgang - eine Rückführung' - Begleitbüro SOUP

 

Wegen Umbauarbeiten am Landtagsgebäude diente der Kuppelsaal des Württembergischen Kunstvereins (WKV) von 2013-2016 als provisorischer Tagungsort des Baden-Württembergischen Landtages. Das Kunstgebäude beherbergte somit in dieser Übergangszeit eine aufwändige politische Inszenierung, die in diesem räumlichen Kontext an sich schon Kunstcharakter besaß.

93 Jahre zuvor war in dem - auch damals eigentlich der Kunst vorbehaltenen - Raum schon einmal übergangsweise ein Parlament untergebracht. Unter dem Druck des Kapp-Putsches war die Deutsche Nationalversammlung 1920 nach Stuttgart geflohen und tagte eine zeitlang in demselben Saal.

Der unmittelbar an den Plenarsaal angrenzende Raum, in dem die Ausstellung 'Hirschgang' des Begleitbüro SOUP im WKV stattfand, hat einen Durchgang zum Plenarsaal in Form einer zweiflügeligen Tür, die seit dem Umbau aber mit einer Wand versperrt wurde. Auf genau diese Stelle wurde für die Dauer der Ausstellung ein Video projiziert, welches einen authentischen Blick in den Interims-Plenarsaal des Landtages nebenan zeigte.

 

 

Kunstverein und Landtag teilen sich das Kunstgebäude. Eingangsbereich 2013 - 2016.

 

 

Vorgeblendete Wand mit historischer Aufnahme der 1920 während des Kapp-Putsches nach Stuttgart geflohenen Weimarer Nationalversammlung, dahinter die Videoprojektion mit authentischem Blick in den benachbarten Plenarsaal. 'Hirschgang - eine Rückführung' Begleitbüro SOUP, Querungen / WKV Stuttgart 2015. 

 

Hirschgang / Hirsch-Projektion

 

Idee und Realisation: Begleitbüro SOUP 

 
Mit Uli Bernhardt, Michael Gompf, Andreas Mayer-Brennenstuhl, Harry Walter, Peter Schmidt,

Kurt Grunow, Karin Rehm, Mark-Steffen Bremer; sowie Hans Christ und Iris Dressler.

 

Produktion: Uli Bernhardt

Kamera, Technik, Schnitt: Fritz Moser

Vertonung: Felix Brucklacher, L.E.A.D.unit

 

Die ursprüngliche Idee sah vor, einen lebendigen Hirschen zu einer persönlichen Besucherführung in den Plenarsaal zu geleiten. Gespräche mit erfahrenen Tierführern von Hirschfarmen ergaben jedoch, dass ein geschlechtsreifes, männliches Tier mit Geweih aufgrund seines eigenwilligen, schwer disziplinierbaren Charakters zu einem solchen Rundgang in geschlossenen Räumen nicht zu bewegen sein würde. Als Alternativlösung wurde deshalb zunächst erwogen, eine Hirschkuh zu engagieren, da weibliche Tiere erfahrungsgemäß leichter zu koordinierten Auftritten in geschlossenen Räumen zu bewegen seien. 

Die Projektidee entwickelte sich aufgrund einer Anfrage der Vizepräsidentin des Landtages, vermittelt durch die Leitung des Württembergischen Kunstvereins an SOUP, die historisch außergewöhnliche Situation (Parlament im Kunstgebäude) künstlerisch aufzugreifen. Der Projektvorschlag wurde dem Landtag zur Abstimmung vorgelegt, jedoch "innerhalb von Sekunden" abgelehnt. Daraufhin verlegte sich die Gruppe auf die Realisierung der Videoinstallation in Verbindung mit einer Kabinettausstellung.

 

Das Wahrzeichen in Gold auf dem Kuppeldach des Württembergischen Kunstvereins Stuttgart.